
Petrus Maximus +
„Hammerhart, das war eine geile Session mit der Kirsche auf der Sahnetorte. Manu, dafür revanchiere ich mich: Im Spätherbst kommst Du für ein paar Nächte zu mir an den See!“
So -oder so ähnlich-, waren Marcs Worte, als er mich Ende August für eine gemeinsame Session besuchte, die wir zum Anlass nahmen um ein paar neue Produkte, bei denen Marc beim CAD zeichnen beteiligt war, als Handmuster zu begutachten und nebenbei unsere Rigs zu baden. Fortuna war mit ihm, und in den frühen Morgenstunden kescherte ich ihm einen guten Fisch aus dem A-Team, einen knapp 25kg großen, urigen Spiegler, der noch auf meiner Wanted-Liste steht.
In den darauffolgenden Wochen überlegten wir immer mal wieder wann wir es wohl beide zeitlich unter einen Hut bekommen würden. Garnicht so einfach, ist Marc doch frischgewordener Vater und beruflich stark eingespannt, ganz zu schweigen von mir.
Meist spielt sich meine Angelei in kurzen Zeitfenster von maximal einer Nacht ab, oftmals spontan, wenn es sich gerade so ergibt. Dieses Mal wollten wir jedoch 2 Nächte machen und unter der Prämisse, eine Vollmondphase zu erwischen. Tja, da blieb nichtmehr viel übrig. Und so ergab es sich, dass wir beide erst Ende November zum anstehenden Vollmond die Zeit fanden um anzugreifen.
Die Zeit rannte unentwegt weiter, und während ich Woche für Woche meine heimischen Gewässer mit schnellen Nächten beackerte schmiedeten wir allmählich unseren Schlachtplan für die gemeinsame Vollmondsession bei Marc.
Wie wird wohl das Wetter werden? Ein milder Dezemberanfang wie die letzten Jahre, vielleicht mit der ein oder anderen Schneeflocke, wie so üblich am „Messe Wallau“ Wochenende, oder doch eher ein früher Winteranfang mit durchgehenden Minusgraden? Keine unerhebliche Frage bezüglich der fallenden Wassertemperatur und der damit einzubringenden Futtermenge. Sollen doch die Plätze akribisch und erfolgsorientiert vorbereitet werden. Setzt das Fressen im Dezember nochmal ein, oder müssen wir uns auf Micro-Futter und Fallenstellerei einstellen?
Wir entschieden uns voll auf ein mildes Wetter zu setzen und begannen 3 Wochen vor der eigentlichen Session die angedachten Plätze unter Futter zu setzen!
Apropos Futter: Wir mussten uns nicht lange beratschlagen, füttern wir doch übers Jahr eine ähnliche Strategie. Bei uns landen immer 2 verschiedene Sorten Boilies auf dem Platz. So ergänzen sich die eingebrachten Sorten gegenseitig in ihrem Nährwert- und Anforderungsprofil und sorgen gleichzeitig für etwas Abwechslung auf dem Speiseplan der Karpfen.
Für unsere gemeinsame Session entschieden wir uns für den Alltime-Favorite Authentic Fish sowie die frisch abgerollte Special Edition Pro-Nut. Von letzterem waren aus der Produktion noch etwa 15kg Teig übrig, der in den Maschinen als Restmenge enthalten bleibt. Genau richtig für unser Vorhaben, konnten wir doch gemeinsam mit dem Teig und grösseren Mengen Hanf die Attraktivität auf den Spots nochmals steigern und es spornte die Fische an um stetig weiterzusuchen, ohne direkt gesättigt zu werden.
Strategisch suchten wir 4 Plätze im See verteilt aus. Wir wollten möglichst verschiedene Tiefen und Seeteile abdecken, vom verhältnismäßig flachen Spot in 4 Metern Tiefe bis zum windgeschützten Eck auf 9 Meter war alles dabei. Wenn sie noch fraßen, dann stolpern sie zwangsläufig über unsere präparierten Spots, das war sicher.
Da lag nur noch ein kleines Problem vor mir: Black Friday!
Wie in den vergangenen Jahren auch, so nahmen wir auch dieses Mal wieder am immer beliebter werdenden und gewichtigeren „Black Friday“ Schnäppchen-Event teil. Von Donnerstag bis Sonntag Mittag wurde also bald durchgehend rangeklotzt und aberhunderte Pakete gepackt. Zu viert drehten wir uns an den Packtischen im Kreis, doch die Bestellflut liess nicht nach.
Aber: Wo ein Wille, da ein Weg. Und so bekam ich es doch noch gemeistert, den Van mit meinem Angelkrams zu packen und startete am Sonntag Mittag um 14 Uhr, nach bereits 11 hinter mir liegenden Arbeitsstunden, Richtung See!
Marc war bereits eine Weile vor mir an Ort und Stelle, als ich mein Boot belud und zu ihm stiess.
Nach einer kurzen Begrüssung begann auch ich mit dem Aufbau und als wir fertig waren gönnten wir uns erstmal einen aufwärmenden Tee. Das Wetter hat sich an diesem Sonntag verändert, es wurde bereits tagsüber merklich kühler und diesig. Nicht die besten Wetterbedingungen, da bereits in der kommenden Nacht ein Abfallen der Temperaturen auf bis zu -8 Grad vorhergesagt wurde. Doch wir waren weiterhin frohen Mutes. Die Plätze standen seit Wochen regelmässig unter Futter und wurden leergefressen, Tags darauf sollten sich die Temperaturen wieder stabilisieren, der Luftdruck fiel stetig auf unter 1000 hPa und die Vollmondnacht lag vor uns. Die Zeichen standen auf Fisch…!
Wir berieten uns noch kurz welche Köder und Futterstrategie die einzelnen Plätze bekommen sollten und begannen daraufhin direkt die Ruten zu platzieren, damit auch noch die letzte Montage präzise im letzten Tageslicht gelegt werden konnte.
Wir machten keine Fisimatenten was Rigs und Köder anbelangte, dazu war nicht die richtige Jahreszeit und die erwartete Bissfrequenz zu rar! Deshalb fischten wir durchgängig auf allen Ruten Slip-D Rigs am Newerza Haken als ausbalancierte Falle. 2 Ruten mit 15mm kleinen Authentic Fish Boilies, an den anderen hingen die Pro-Nut Dumbells. Jeweils mit einer ausbalancierten Tigernuss bzw einem 12mm Nautik-Up als critical-balance Topper oben drauf.
Mit Beifutter geizten wir diesmal. Auf dem Platz landeten 3 Kellen Hanf und maximal 2 Hände Boilies und Teig, schön grossflächig gestreut. Mehr gab es erstmal nicht, der krasse Temperatursturz in der kommenden Nacht machte uns zu große Sorgen.
Pünktlich mit der Dämmerung lag dann auch die letzte Rute am Platz und im Schein des Signallichtes am Ufer fuhr ich wieder zurück an den Spot. Dort wartete bereits Marc im beheizten Zelt und brühte den nächsten Tee auf. Der Thermometer verweile schon im Minusbereich und ein Blick auf die Vorhersage bestätigte erneut, dass es in der anstehenden Nacht bis zu -8 Grad heruntergehen sollte.
Ein Temperatursturz von 9 Grad innerhalb eines Tages sorgte nicht gerade für Begeisterung bei uns! Jedoch: Wir hatten Vollmondphase und der Luftdruck sollte in den nächsten 2 Tagen auf 989 fallen. Manchmal liegen Licht und Schatten so eng beieinander. Man sollte in allem auch das Gute sehen und vorallem: Das Beste draus machen! Wir scherzten also, ob wir Morgen früh nicht in die gefrorene Abhakmatte ein ‚25kg+‘ schreiben konnten…
Allmählich kam ich nach den turbulenten Tagen zur Ruhe, und nach dem Abendessen überkam mich die Müdigkeit. Ein Gutes hat die frühe Dunkelheit ja, sie sorgt dafür das (zumindest ich!) recht früh ins Land der Träume verschwinden kann.
Ich verabschiedete mich von Marc mit dem obligatorischen „Bis Später!“ und zog mich in mein Zelt zurück, insgeheim mit der Hoffnung, vor Mitternacht die erste Aktivität an den Ruten zu haben.
Es dauerte jedoch bis um 5 Uhr in der Früh, als ich unsanft aus meinem Tiefschlaf gerissen wurde. Mein Wecker verrichtete Pflichtgemäss seine Montagmorgendliche Arbeit und pfiff seine zackige Fanfare. Kein Hup, kein Pieps, nix. Wie tot blieb es in der Nacht! Ich vergewisserte mich kurz bei Marc, der ebenfalls durch das klingeln meines Weckers aufgeschreckt ist ob ich tatsächlich nichts verpasst hätte und drehte mich wieder rum.
Irgendwann gegen 7 Uhr, als in der Firma das frohe Kommisionieren der neu dazugekommenen Black-Weekend Bestellungen weiterging und die ersten telefonischen Rückfragen reinkamen machte ich mich lang und setzte mir Kaffee auf. „Schöne Scheisse an diesem fischleeren Weiher!“ war meine Begrüssung an Marcs Eingangstür, und als dieser ebenso mürrisch „Bljed, nimm endlich Bienemaaaaade!“ erwiderte wusste ich: OK, ihm kannst Du auch direkt einen starken Kaffee mit aufbrühen.
Mit diesem Heissgetränk Typ „so stark das der Löffel drin steht“ und einer Portion Rührei philosophierten wir das, was letzte Nacht passiert ist. Oder besser gesagt: Nicht passiert ist! War es, wie bereits gestern befürchtet, der Kälteeinbruch? Liefen die Karpfen in einem längeren Zyklus die Plätze an, also nur alle 2 oder 3 Tage? Doch zu wenig Beifutter?
Wir wussten es nicht. Es drängte sich für mich die Frage auf ob ich die Ruten neu beködern und frisch auslegen sollte, oder ob ich die Plätze weiter ruhen lassen wollte, in der Hoffnung das der Platz in der restlichen Zeit noch angenommen wird.
Ich entschied mich für letzteres, beließ die Montagen auf den vertrauten Plätzen. Wenn die Spots keine Aktion brachten, so würde wohl auch das Beifutter noch ungerührt sein und die Fallen somit noch scharf, wartend auf die ersten, vorbeiziehenden Fische. Ganz zu schweigen von der einhergehenden Unruhe durch das Boot, dem absuchen mit der Unterwasserkamera etc. Nein, es blieb alles beim Alten!
Der Tag über verlief ohne weitere Aktionen. Wir nutzten die Zeit um ein paar Features und Clips zu produzieren, wie z.B. unsere attraktive Winter-Mischung aus Groundmix, Canned Insects und Boiliecrush, oder aber die neuen Newerza Haken von meiner ersten Firma, carpleads.de.
Der späte Nachmittag brach herein und die Dunkelheit gewann allmählich wieder die Oberhand. Noch immer blieben die Bissanzeiger still, doch das Wetter schlug die letzten Stunden um. Die Temperatur war wieder bis knapp über 0 gewandert, der Wind hatte nun eine leichte Brise aus West, was meiner Erfahrung zufolge im Winter stets Gut war. Der Himmel klarte stellenweise auf und im Laufe des Abends kam der Vollmond, in seiner eigentlichen Nacht, endlich zur Geltung! Es war ein kaum zu beschreibendes Gefühl. Trotz das die Plätze seit 36 Stunden unberührt waren wussten wir in diesem Moment: Das ist es, heute Nacht rappelt es. Die Bedingungen hatten sich zu unserem Gunsten gedreht und klar war, nach den letzten Wochen des kontinuierlichen Fressens auf den Plätzen, dass sie irgendwann einlaufen mussten. Die Frage war nur: Kommen die Fische noch auf die Spots bevor wir am darauffolgenden Mittag zusammenpacken mussten?
Ich war guter Dinge und stellte mich nach einem zünftigen Weisswurst-Vesper und einer letzten Tasse Glühwein auf eine spannende Fangnacht ein.
Es war kurz vor Mittagnacht, als endlich das ersehnte Piepen durch die Nacht erklung. Marcs Rute im Mittelwasser brachte uns die erste Aktion dieser Session! Während er also ins Boot hechtete und Richtung Spot fuhr, wartete ich gespannt am Ufer. Was mag da wohl am Ende hängen, nach all den Stunden des Wartens? Keine 20 Minuten später kam er wieder zurück, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Mein Blick fiel in die Matte. Dort lag zwar kein allzu großer Kawennsmann drin, im Schein der Kopflampe sah man jedoch deutlich, dass er sich vom Standart unterscheidet. Er hatte die typische Bulldozer-Kopfform eines Koi und seine Schuppen glitzerten gold-weiss. Wow, was für ein Einstieg!
Uns fiel die Anspannung von den Schultern. Endlich lief es an und wir waren sicher: Das war nicht die letzte Aktion in dieser Nacht!
Ich setzte uns einen wärmenden Tee auf, während Marc seine Rute neu legte. Gleicher Köder, gleicher Spot, akkurat und perfektionistisch. Nach der Tasse Tee verkrochen wir uns wieder in unsere Zelte und warteten darauf, was als nächstes passiert.
Kaum eine Stunde später, gegen 02.30 Uhr riss mich mein AGE one aus meinem gerade wieder begonnen Schlaf. Schuhe an, Jacke übergeworfen und ab ins Boot. Schon während der Rutenaufnahme spürte ich die heftigen Kopfschläge und ich war mir unsicher, was da wohl am anderen Ende hängen mag. Unruhige und heftige Fluchten am Anfang sind für mich oftmals ein Indiz für die „halbstarke“ Fraktion an Karpfen. Am Spot angekommen dann dasselbe Spiel, ein paar kurze Fluchten rauf und runter, wilde Kopfschläge und dann ein abruptes aufgeben, als der Kollege merkte das es nicht so klappt wie er es gerne hätte. Ein Spiegler mit geschätzt 12-13kg lag vor mir in den Maschen. Ich entschied mich dazu, den jungen Wilden ohne langes Gezeter in sein Element zu überlassen.
Wieder am Ufer angekommen wechselte ich das Rig aus. Es war das „Nuss-Rig“ das zugeschnappt hat, ein Pro-Nut Boilie mit einer ausbalancierten Tigernuss. Das wird es auch wieder richten!
Noch schnell das Beifutter gerichtet, 2 grosszügige Kellen Hanf dazu und keine 10 Minuten später lag das Rig wieder an vertrauter Stelle.
Kaum auf der Liege lang gemacht düdelte es erneut an unseren Ruten! Diesmal war Marc wieder an der Reihe, das übliche und hundertfach eingespielte Prozedere lief im Eff-Eff vonstatten und er drillte den nächsten Gelbbauch der Nacht. Die Spannung stieg in mir als der leichte Wellenschub des Bootes wieder zu hören war. An Land angekommen übernahm ich den Kescher und dessen Inhalt fühlte sich schon wesentlich besser an! 18,5kg, der passte für Anfang Dezember, da waren wir uns einig! Wieder schnappte die Falle im Mittelwasser zu, die auch den ersten Biss gebracht hatte.
Für den ersten Kaffee war es trotz der turbolenten Stunde noch etwas zu früh, also legte ich mich nochmal auf meine Liege. So döste ich vor mich hin, vertiefte mich in mein E-Mail Programm und zappte durch die Social Media Kanäle. Irgendwas hinderte mich daran, nochmals einzuschlafen. Es war eine innere Unruhe die mich beschäftigte, das Gefühl, dass das noch nicht alles war in dieser Session. Ich stand allmählich auf, machte mir ein Bauarbeiter-Frühstück (Kaffee + Kippe) und stellte mich ans Ufer, neben die Ruten.
Herrlich, dieser ganz frühe Morgenanfang. Gen Osten waren die ersten, leichten Erhellungen am bewölkten Horizont auszumachen und der in der Nacht angefangene Schneefall hörte allmählich auf. Leider saßen wir auf der falschen Seeseite, denn die Bäume hinter uns schluckten den Schnee und der Rest schmilzte im Nu zusammen.
Ich schlürfte gerade an meiner Tasse Kaffee und mein Blick schweifte über den nebelbedeckten See, als ein einzelner Piep meiner rechten Rute neben mir zu vernehmen war. Kurz darauf 2 weitere, dann ein kurzer Dropback und dann das ganze nochmal von vorne. „Ein typischer Brassenbiss“ ging mir durch den Kopf, doch hier werden die Gesetze anders geschrieben. Ganz langsam bog sich die Rutenspitze und die Bremse gab Zentimeter für Zentimeter Schnur frei. Zeit die Rute aufzunehmen und tatsächlich: Da war keine Brasse am Haken! Also nichts wie rein ins Boot und schnurstracks in Richtung Spot. Auf halber Strecke merkte ich, dass der Fisch ein gutes Stück weiter nach Rechts gezogen ist, bestimmt 50 Meter. Wo er hin will dachte ich mir schon. Unweit von seinem jetzigen Standort liegt eine versunkene Baumkrone unter Wasser. Von meinem jetzigen Winkel hatte ich keine Chance ihn davon abzuhalten, mir blieb nichts anderes übrig als weiter Spannung zu halten und auf höchster Stufe in seine Richtung zu fahren. Es war wie vermutet, der schlaue Hund hatte sich wohl die Baumkrone als Unterstand gesucht! Ich baute Druck auf, doch da tat sich nichts! Kopfschläge konnte ich über die 18er Geflochtene auch nicht vernehmen… Also nahm ich die Kescherstange und führte sie in Zugrichtung der Schnur nach unten, drückte dagegen. Es klappte nach ein paar Versuchen und die Schnur senste 5 Meter durchs Wasser, eher ich wieder direkten Kontakt mit dem Fisch hatte! Dieser merkte den neuerlichen Druck natürlich auch und setzte sich wieder in Gange, nun zurück zur Stelle, gleichmässig und mit viel Kraft.
Marc blieb das ganze freilich nicht verborgen, und nachdem ich gefühlt eine viertel Stunde am Drillen war kam er angefahren. „Warst Du nicht eben noch an der Baumkrone, oder habe ich geträumt?“ – „Klar, aber er wollte wohl wieder zurück, werden bestimmt noch ein paar Hanfkörner unten liegen!“ Uns war beiden klar, das ist keiner der Halbstarken. Zu kraftvoll und gleichmässig waren die Fluchten, zu lange, und er stand immernoch tief unten, liess sich bisher vom Druck der Rute nicht davon abbringen. Etliche Minuten und ein paar Drehungen im Boot später bliess er zum ersten Mal Luft ab. Jetzt dürfte er bald soweit sein dachte ich, doch Pustekuchen… erneut setzte er zu einer brachialen Flucht an. Etliche Minuten später, nach dem dritten Luft ablassen kam er Stück für Stück vom Grund hoch und zeigte sich das erste Mal an der Wasseroberfläche. Ich war Sprachlos! Was war das für ein langes Schiff? Als der Kopf hochkam und er sich zur Seite legte, hörte es bald nichtmehr auf. Kein dicker, dafür extrem langer Fisch, sicherlich den längste den ich bisher gefangen habe! Wobei, Stopp. Er setzte abermals zur Flucht an, das hier war noch nicht entschieden! Ungläubig schaute ich zu Marc rüber, der schmunzelte nur und zuckte mit den Schultern. Er kannte den Fisch, hatte ihn vor 2 Jahren bereits gefangen, damals noch ein gutes Stück leichter und wusste welche Kraft und Ausdauer in ihm stecken.
5 Minuten später war es jedoch endgültig soweit, der Riese gab sich geschlagen und glitt über das Keschernetz. Erst jetzt, als er im Kescher stand, sah ich sein breites Kreuz. MASSIV! Ein gutes Stück größer als mein bisheriger Bestfang mit über 32kg.
Zurück am Ufer wurde es Zeit das Wiege-Equipment zu richten. Beim anheben der Wiegeschlinge dachte ich es hängt an einer Wurzel… doch nichts dergleichen! Er war einfach schwer. Der Zeiger der genullten Waage schnellte nach oben… 35,2 Kilogramm brachte dieser Urian auf die Waage. Einfach Wahnsinn, sozusagen ein Petrus Maximus +!
Mir fiel die Anspannung von den Schultern. Was war das für ein Finale oder tollen Winter-Session? Die 3 Wochen Vorbereitung, das anfängliche blanken, Wetterkapriolen, Schnee, Vollmond, Eiskälte, dann 4 Fische in der letzten Nacht und zum Abschluss dieses MONSTER! Nach der Fotosession ging ich in mein Zelt zurück um mich umzuziehen. Just in dem Moment muss die Zeltheizung ausgegangen sein, die Gasflasche war leer. Für mich ein Zeichen: OK, das war es nun. Einpacken und nach Hause! Toppen kannst Du das nichtmehr. Wir tranken noch einen letzten Tee, beluden die Boote und fuhren zu unseren Autos.
Zuhause angekommen sichtete das Bildmaterial und bin immernoch sprachlos über diesen Fang. Endlose 118 cm lang, kein Fettwanst sondern einfach nur ein massiver, breitrückiger Fisch mit noch mehr Potential. Ein Fisch fürs Leben! Und mit diesem Fang mottete ich mein Gerümpel ein, Winterpause ist angesagt. Und einen besseren Jahresabschluss hätte es nicht sein können! Doch wer weiss, vielleicht mache ich noch die ein oder andere Ausnahme… mit leichtem Gepäck, stundenweise am heimischen Weiher, falls es mich wieder packt. Sag niemals Nie… ?
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