
Holzburg-Karpfen
Fürs Frühjahr 2020 suchte ich mir ein neues Gewässer. Die großen und tiefen Seen meiner Umgebung sind zu Saisonbegin meist sehr launisch und es ist schwierig dort konstant gut zu fangen. Das liegt zum einen an den schwankenden Wetterverhältnissen, oft aber auch an übermotivierten Anglern, die nach den ersten sonnigen März-Tagen schon viel zu viel Futter im See verteilen.
Meine Entscheidung fiel auf einen kleinen, unscheinbaren Waldsee. Mit ein wenig Parksee-Charakter und viel versunkenem Holz jedoch ein Augenschmaus für Angler.
Über den Bestand wusste ich nur sehr wenig, was für mein Vorhaben jedoch eher nützlich war. Ich wollte mich ein wenig ausprobieren, etwas Neues versuchen und unvoreingenommen einfach drauf los angeln. Keine Ziel- oder Dickfisch-Jagt, einfach nur Karpfen fangen stand auf dem Plan.
Im zeitigen Frühjahr wagte ich die ersten Versuche, musste jedoch schnell feststellen, dass ich einen Frühstart vom allerfeinsten hingelegt hatte. Der See ist tief im Wald gelegen und die kalten Nächte kühlen den See trotz sonniger Tage immer wieder extrem ab. Auch hier war Geduld gefragt und so wartete ich noch ein wenig ab, bis ich erneut erste Versuche startete.
Als das Wasser zweistellige Temperaturen erreicht hatte, stellte ich mein Glück erneut auf die Probe.
Bewaffnet mit kleinen Pop-Ups an Multi Rigs und „leichtem“ Beifutter in Form von Dosenmais und Haferflocken umrundete ich einmal das Gewässer.. Die Fische sollten sich finden lassen und dann angeworfen werden, so der Plan. Nur zeigte sich leider kein einziger Flossenträger.
Trotzdem wollte ich noch ein bisschen angeln und platzierte meine PopUps vor einem versunkenen Baum. Hier vermutete ich, dass sich zumindest der ein oder andere Karpfen aufhalten würde.
Eine Stunde lang tat sich nichts. Erst als ich mich aufmachen wollte, um es in einer anderen Ecke zu versuchen, biss eine Brasse. Dieser folgten dann noch drei Weitere, bis ich einpackte. Immerhin war ich am Fisch, wenn auch noch nicht am Richtigen.
Auch beim nächsten Ansitz lies sich kein Karpfen blicken, scheinbar hatte die Sonne noch nicht genügend Kraft, die Oberfläche spürbar aufzuwärmen.
Zurück am versunkenen Baum fing ich wieder zwei Brassen und einen kleinen Graskarpfen.
Ehrlich gesagt malte ich es mir deutlicher einfacher aus hier zum Erfolg zu kommen.
Auf dem Rückweg zum Auto entdeckte ich dann zum ersten Mal einen Karpfen. Er stand knapp unter der Oberfläche, höchstens einen Meter vom Ufer entfernt und umgeben von Holz. Jetzt hatte ich sie gefunden, zumindest einen, aber ich vermutete, der kleine Schuppenkarpfen teilte sich seine Holzburg mit einigen Artgenosssen.
Nur so wie er da stand, hatte ich keine Chance an ihn heranzukommen. Zu dicht und zu massiv waren die Äste und Baumstämme zwischen denen er sich aufhielt. Ich verteilte von meinem übrig gebliebenen Futter etwas um die versunkenen Bäume. Hier würde ích beim nächsten Mal zuerst nachschauen und fischen wollen.
Für meine kommende Session nahm ich mir etwas mehr Zeit und angelte von den frühen Morgenstunden bis in den Vormittag hinein. Es war noch ziemlich kalt, doch als die Sonne langsam, aber immer stärker, zwischen den Bäumen durchzuscheinen began tat sich auch unter der Oberfäche etwas. Es schien als würden die Sonnenstrahlen die Fische regelrecht aufwecken. Innerhalb zwei Stunden konnte ich die ersten drei Karpfen fangen.
Sehr zufrieden fuhr ich nach Hause, völlig überzeugt davon, genau zu wissen was jetzt zu tun ist um weiterhin Fische zu fangen. Doch es sollte bis Ende April dauern, bis sich konstanter Erfolg einstellte. Umschlossen von hohen Bäumen, trifft kaum wärmendes Sonnenlicht die relativ kleine Wasseroberfläche. Hinzu kommen die immernoch sehr frischen Nächte, die den See bis zum nächsten Tag wieder abkühlen lassen.
Erst als die Natur über Wasser richtig zum Leben erwachte, spürte man auch unter Wasser einen Wandel. Sändig verrieten sich Fische. Mal durch springen, mal durch kleine Bläschen an der Oberfläche, erzeugt durch gründeln am schlammigen Gewässergrund. Ich konnte plötzlich ganze Trupps von Karpfen umherziehn sehen.
Nicht nur meine Zielfische, sondern alle Gewässerbewohner wurden nun deutlich aktiver – und vor allem hungriger. Mit meinem attracktiven Futter lockte ich Beifang an. Brassen und Schleien sowie Graskarpfen machten sich darüber her. Auch nach einer Umstellung auf Boilies konnte ich kaum eine Veränderung erzeugen, also wechselte ich auch meine Hakenköder aus. An Stelle der 15mm kleinen Pop-Ups fischte ich mit einzelnen, sinkenden Light Rocks in 20 und sogar 25mm Durchmesser.
Zu dieser fürs Frühjahr untypischen Taktik griff ich aufgrund des Beifangs, aber auch aufgrund der eher kleineren Karpfen, die ich bis dato fangen konnte. Die Fische zeigten sich nun immer häufiger und ich bekam langsam ein besseres Bild über den Bestand. Ich sah zu meiner Überraschung einige Exemplare über 10, sogar über 15kg in ihren Burgen stehen. Natürlich hatte ich es jetzt auf die größeren Fische abgesehen. Diese konnte ich jedoch auf Futterplätzen nicht fangen, da die kleinen Karpfen meistens gieriger und schneller am Haken hingen.
Von nun an fischte ich immer nur eine Rute mit Beifutter, die zweite Rute warf ich „single-hook“ aus, also nur mein Rig. Bei meinem Hakenköder wechselte ich immer wieder zwischen Pop-Up, Wafter und Bodenköder. War die Montage gut platziert konnte ich so oft einen Biss bekommen, und nicht selten waren es dann auch die Größeren des eher kleinen Gewässers.
So konnte ich immer wieder schöne Fische fangen, nicht auszudenken was passieren würde wenn man mit drei oder gar vier Ruten „experimentieren“ könnte 😉
Ich wünsche euch viel Erfolg am Wasser!
Andre
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